Samstag, 28. September 2013

Platz ist in der kleinsten Hütte: Theater im Lädchen aus Dietzenbach gastiert in Großwallstadt

Zwei wie du und ich: Andreas Konzack als Heinz Lustig und Judith Baier als seine bessere Hälfte Lisbeth.
Foto: Ruth Weitz

Dietzenbach in der Nähe von Offenbach hat sich nicht gerade den Ruf einer Kulturmetropole erworben. Bar jeglicher städtebaulichen Schönheiten gedeihen in der Stadt jedoch schöne Pflänzchen - wie zum Beispiel das Theater im Lädchen. Am Mittwochabend war das Ensemble im Weingut Gunther in Großwallstadt zu Gast. Obwohl ich bereits am Donnerstagvormittag meine Rezension und eine Bildauswahl an die Redaktion geschickt habe, ist der Beitrag bis heute nicht im Blatt gewesen. Die Leser meines Blogs kommen nun in den Genuss, den Text vorab zu lesen.(wobei ich die Hoffnung noch nicht aufgegeben habe, dass die Rezi irgendwann noch mal veröffentlicht wird:

Die Liebe ist ein seltsames Spiel, so lautet nicht nur der Titel eines Evergreens, der am Mittwochabend, 25. September 2013, in der Häckerstube des  Großwallstädter Weinguts Gunther aus voller  Brust geschmettert wurde, sondern kann auch als Leitgedanke für eine Inszenierung des Dietzenbacher Theaters im Lädchen interpretiert werden. Das Ensemble präsentierte in einer Art Musikrevue den ganz normalen Wahnsinn des Ehealltags.



 „Familie Heinz Lustig legt los“ ist der Titel des Zwei –Personen-Stücks, in dem vier Personen agieren:  der Frankfurter Andreas Konzack als Darsteller des Familienoberhaupts Heinz Lustig, die Dietzenbacher Theaterchefin Judith Beier als Ehegespons Lisbeth,  die stimmgewaltige Backgroundsängerin Conny Kühn, ebenfalls aus Dietzenbach und der aus Pflaumheim stammende  Keyboarder Johannes Kraiß.

Die Aufführung in Großwallstadt  lebte von der Improvisation,  bei der das Publikum in die Handlung mit einbezogen wurde.  Der Plot: Die beiden Lustigs haben es sich zur Aufgabe gemacht, den 65. Geburtstag von Onkel Hans zu gestalten und zu einem unvergesslichen Erlebnis werden zu lassen. Launige Vorträge und flotte Musik sollen den Jubilar erfreuen. Bevor die Geburtstagsfete steigt, werden die letzten Vorbereitungen getroffen. Irritationen und Wortgefechte inklusive.



Für einige der Zuschauer war es sicher ein Déjà-vu, als die quirlige Judith Baier ihren Gatten in den Senkel stellte, weil  sie ihm keine klare Ansage zu der Auswahl eines geeigneten Kleides zur Geburtstagsfeier entlocken konnte. „Es gibt zwei‘ Sorte Männer: Die eine sin‘ Engel , die annern  leewe noch“, deklamierte sie in breitem Hessisch und hatte die Lacher auf ihrer Seite.  Gelacht und gesungen wurde viel während der gut zwei Stunden Programm, das sich bis kurz vor 23 Uhr ausdehnte. Müde wurden die Gäste nicht, denn Lockerungsübungen und gemeinsame Gesänge hielten sie bei der Stange. Sie hatten sogar Gelegenheit „abendländisch“ zu jodeln, „ mit un‘ ohne Kehlkoppüwwerschlaach“,  in Anlehnung an den Loriot-Sketch  „Das Jodeldiplom“.



Das mit Situationskomik und pfiffigen Dialogen angereicherte Stück begeisterte die Zuschauer, die bei besonders gelungenen Pointen kräftig applaudierten. Judith Baier beeindruckte nicht nur durch ihre schauspielerischen Fähigkeiten und ihr Improvisationstalent, sondern auch durch eine kraftvolle Sopranstimme. Bei allen Liedern, die am Mittwochabend gesungen wurden – vom Evergreen bis zum Popsong  und Rap– war der gemeinsam mit Conny Kühn und den beiden Männern als Background-Chor gesungene Gospel „Oh happy Day“ besonders glanzvoll.  Die Rolle des genervten Heinz Lustig war Andreas Konzack auf den Leib geschrieben.  Als er Schillers Bürgschaft  mit neuzeitlich umgewandeltem Text rappte und der Rest der Truppe  ein paar Takte „Biene Maja“ und „Gell, du hast mich gelle gern“ dazwischen mogelte, zuckte es in den Gliedmaßen und brachte das Zwerchfell  zum Vibrieren.


Eine gelungene Vorstellung, die den Appetit auf mehr nährt.  Aber besser an einem Freitag- oder Samstagabend.  Der  Normalbürger darf  am nächsten Tag ausschlafen und genießt so einen noch höheren Spaßfaktor. 


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